Sonntag, 17. November 2013


Hornisgrindelauf oder Schwarzwaldultra oder Schneetreiben auf der Hornisgrinde

Nicola Wahl


Es war Sonntag, der 10. November 2013 kurz vor 8 Uhr, als ich bei strömendem Regen mein Auto am Sportplatz Oberachern parkte. Allmählich trafen auch die anderen Läufer ein, die mit Eddi den heutigen Lauftag verbringen wollten. Trotz der trüben Aussichten standen 45 Kilometer auf dem Programm. Dieser „kurze“ Ultra, wie ihn Eddi liebevoll auf seiner Homepage umschrieb, ging auf den höchsten Berg des Nordschwarzwalds, die 1163 m hohe Hornisgrinde. Natürlich nahmen wir nicht den direkten und auch nicht den einfachsten Weg, wir wollten ja auch die schöne Landschaft zwischen Achern und der Schwarzwaldhochstraße erleben. Für unterwegs hatten wir  unsere Rucksäcke mit allem Wichtigen - ganz wichtig trockene Ersatzkleidung - vollgepackt. Mit dem Schwarzwaldultra wollten wir mit einer Spende das Projekt „Wassertropfen“ der Förderstiftung Kork unterstützen.

 
Und Wassertropfen gab es heute wahrlich genug, als wir uns dann kurz nach 8 Uhr auf den Weg machten. Auf breiten Wegen liefen wir in Richtung Sasbachwalden, wo wir durch die Gaishöll-Wasserfälle die sanften Hügel verließen. Der Weg schlängelte sich durch eine teils enge Schlucht mit riesigen, moosbewachsenen Felsen und einem imposanten Wasserlauf. Dabei stiegen wir über schlappe 225 Felsstufen und wechselten in 13 Brücken von einer Talseite auf die andere. Doch Vorsicht war hier geboten, um nicht auf den feuchten und glitschigen Steinen, Felsen und den Holzbrücken auszurutschen.

Tiefhängende Wolken verdeckten dann in Bischenberg am Ende der Gaishöll-Wasserfälle die Aussicht in  die Rheinebene. Dafür begrüßte uns ein Schild mit folgender Aufschrift  - noch ein bisschen früh für den Nachmittagskaffee!

Schmale, steile Pfade brachten uns dann nach einem guten Kilometer zur Burg Hohritt (700 m ü.NN), einer 2010 renovierten Ferienanlage mitten im Wald. Bis zur Glashütte im Laufbachtal verloren wir die gewonnenen Höhenmeter, um uns dann auch noch einmal 200 Höhenmeter zum Hardsteinkreuz hinauf zu kämpfen. Eigentlich gab es hier entlang dieses Wanderweges zwei lohnenswerte Aussichtpunkte, den Hirschfelsen und den Hartfelsen. Doch heute war alles grau in grau! Kurz nach der Wegkreuzung am Hartsteinkreuz verliefen wir uns. Dank meinem Navi mit dem gespeicherten Track trafen wir nach knappen 2 Kilometern wieder auf unsere Strecke am Parkplatz Wittig. Durch mannhohes Gehölz und Gräsern liefen wir auf einem schmalen Pfad direkt nach Untermatt. Noch immer regnete es zeitweise sehr heftig, doch mit zunehmenden Höhenmetern ging der Regen in Schnee über und die Gräser, Sträucher und Bäume hatten ein dünnes, weißes Häubchen. Noch war der Schnee auf dem Weg sehr nass und durch den ausgiebigen Regen der vergangenen Tage waren die Pfade sehr aufgeweicht und von vielen Pfützen durchsetzt.

Kurz vor 12 Uhr erreichten wir Untersmatt, direkt an der Schwarzwaldhochstraße auf 930 m ü.NN. Die beiden Skihänge von Untersmatt hatten bereits eine weiße Schneedecke. Ein kurzer Stopp unter einem Pavillon brachte uns zumindest ins Trockene, der ein oder andere wollte sich ein trockenes Shirt überstreifen. Eine kurze Diskussion zum weiteren Streckenverlauf überzeugte Eddi, dass wir auf direktem Weg zum Seibelseckle laufen und den Abstecher nach Hundseck und zurück über den Hochkopf auslassen wollten.

Direkt neben der Skipiste lag nun ein schmaler Trail, dem Hans-Heymann-Weg bis zum Wanderheim Ochsenstall vor uns. Auf einem breiten Waldweg liefen wir dann unterhalb des Biberkessels bis zum Seibelseckle. Der Biberkessel befindet sich auf der Ostflanke der Hornisgrinde und ist eine 130 m tief abfallende Felswand, ein Relikt aus der Eiszeit, als der Schwarzwald noch vergletschert war. Immer noch schneite es unentwegt und die Schneedecke wurde immer dicker. So wurde aus unserem Lauf eine Schneewanderung mit Laufabschnitten. Nach etwa einer Stunde Tiefschneelaufen kamen wir am Parkplatz Seibelseckle an und freuten uns auf die gemütliche Rasthütte mit Kachelofen zum Aufwärmen und Trocknen unserer nassen Klamotten. In der warmen Schwarzwaldstube saßen bereits die fünf Walker und stärkten sich nach ihren 13 Kilometern über die Hornisgrinde. Wir nutzten ebenfalls die Pause für warme Getränke und die bekannte Erbsensuppe mit oder ohne Wienerle.

Danach sollte es zurück nach Oberachern gehen, aber natürlich wieder nicht auf direktem Weg, das wäre doch zu langweilig! Um dem Namen „Hornisgrindelauf“ gerecht zu werden, erklommen wir nun frisch gestärkt die Hornisgrinde, unserem heutigen höchsten Punkt. Hinauf ging es über einen steilen Pfad zum Dreifürstenstein, einer großen Felsplatte als Grenzstein zwischen Baden, Württemberg und Straßburg. Nur wenige Meter trennten uns noch vom Hornisgrindegipfel, den wir über den schneebedeckten Holzsteg durch Feuchtheiden („Grinden“) und das Hochmoor erreichten. Die Hornisgrinde ist ein baumfreies Hochplateau und bietet eigentlich bei schönem Wetter eine herrliche Aussicht. Heute sahen wir aber nur Weiß in alle Richtungen: Dichter Schneefall aus weißgrauen Wolken, dazu die schneebedeckte Hochfläche auf dem Gipfel und dann noch alles im Nebel gehüllt. Glücklicherweise hoben sich der Bismarkturm etwas vom vorherrschenden Weiß ab.
 
Im dichten Schneetreiben war es äußerst ungemütlich auf dem Hochplateau der Hornisgrinde, so dass wir schnell den Abstieg in Angriff nahmen. Auf dem „Geröllweg“ ging es in etwa 1000 m und fast in einem Stück auf kürzestem Weg hinunter in die Rheinebene. Der steile Pfad war mit einer dicken Schneedecke bedeckt, der eine griffige Unterlage zum Laufen bot. Allerdings war auch hier Vorsicht geboten, dass wir nicht ausrutschten und vom schmalen Weg abkamen. 
Über Breitenbrunnen bis Hohritt hatten wir die meisten Bergabhöhenmeter hinter uns. Erst in Hohritt ging der Schnee in rutschigen Matsch über und der Rückweg nach Oberachern war so grau und verregnet wie am Morgen. Ab Hohritt war dann dieser Streckenabschnitt identisch zu den ersten Kilometern. Auch wenn wir vorsichtshalber unsere Stirnlampe und Warnweste eingepackt hatten, waren wir noch vor einbrechender Dunkelheit am Parkplatz bei unseren Autos. Unser Navi zeigte uns dann die Tagesleistung, knapp 40 Kilometer Streckenlänge und etwa 1600 Höhenmeter bergauf und bergab. Einige nutzten die Duschen am Sportplatz Oberachern, um endlich aus den nassen Laufklamotten raus zu kommen, bevor sie nach Hause fuhren.

Danke an Eddi für die tolle Runde auf die verschneite Hornisgrinde und den anderen Mitstreitern für den kurzweiligen Tag im Nordschwarzwald!

  

 

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