Sonntag, 18. Dezember 2011

Durbach-Strasbourg 2011

Durbach-Strasbourg 2011

Diese Woche hörte ich eine gute Antwort auf meine Frage: Wie geht es Dir? Die Antwort: Wenn ich morgens nach dem Aufstehen mich nicht zusammenbauen muss und ohne Rollator weggehen kann, dann geht’s mir gut. Darum denke ich immer, wenn´s mal zwickt, es gibt Menschen, die froh wären, wenn´s nur zwicken würde. Dazu gehören auch die krebskranken Menschen und hier vor allem auch die Kinder. Diesen Kindern und hier dem Förderverein für krebskranke Kinder widmen seit 28 Jahren Rita und Alfons Schmieder ihr soziales Engagement. Damals machten eine handvoll Läufer mit Alfons und Rita einen Trainingslauf vom romantischen Weinort Durbach zur Europametropole Strasbourg. 30km wollten sie laufen und den krebskranken Kindern helfen. Der Lauf Durbach-Strasbourg war geboren. Die Idee laufen und dabei zu helfen zog viele in ihren Bann. Heute hört die Teilnehmerliste bei 300 Teilnehmern noch lange nicht auf.

Nasskalt war´s heute morgen, als ich mich von Freistett auf den Weg nach Durbach machte. In der Höhe von Renchen fiel Schneegraupel vom Himmel. In Durbach schneite es sogar ein wenig. Aus allen Ecken Deutschlands, der Schweiz und sogar aus China kamen sie, um einen 30km Sonntagmorgenlauf zu Gunsten der krebskranken Kindern zu absolvieren. Dick eingepackt saßen die Helfer wie Hühner auf der Stange um uns eine reibungslose Anmeldung  zu garantieren. Rita auf der anderen Seite stand fast verdeckt hinter einen übergroßen Milchkanne – gefüllt mit feinem heissen Tee – und wärmte sich die Hände daran. Am liebsten hätte sie die Kanne umarmt – aber wir Läufer wollten auch was von dem Tee abhaben. Die Presse war mit Fotograf und Berichtschreiberin da, wurstelten sich durch die immer größer werdende Läuferschar und erhaschte sich hier und da ein Interview. Mit eingezogenem Genick, die Arme vor der Brust verschränkt und die Hände unter den Achselhöhlen versteckt standen wir da – auch ich – um uns vor dem Auskühlen zu schützen. Es war Arschkalt – obwohl es an dessen Stelle heute eigentlich gar nicht kalt war. Aber so heißt der Spruch eben.

Nach dem Anmelden genoss der Eine oder Andere noch einen warmen Tee, die kleine Kleidertasche noch schnell im Lkw verstaut, dann konnte es losgehen. Es wurde viel geredet, gelacht und gefachsimpelt und dann war´s endlich soweit. Der Startschuss viel. Schnell in der Mitte des Läuferfeldes einreihen, da wird man von den äußeren Läufern vorm Wetter geschützt. Das reichte mir mindestens so lange, bis ich auf „Betriebstemperatur“. In moderatem Tempo setzte sich langsam aber stetig der Tross von über 300 Läufern in Bewegung, immer dem Kommando von Rolf ( Rudolf Mahlburg ) und der Trillerpfeife von Horst ( Horst Spitzmüller ) folgend. Michael ( Michael Volz ) wetzte immer von vorne nach hinten und wieder nach vorne um all seine Schäfchen zusammen zu halten. Er erinnerte mich immer an einen Border-Collie, welcher auch immer bestrebt ist, die Herde zusammen zu halten. Michael hat so bestimmt seine Strecke um 10km erweitert.  Das Lauftempo war gerade richtig um hier und da mal ein kleines Schwäztchen zu halten oder einfach nur den anderen zuhörend mit zu laufen. Zwischendurch durfte ich aus der Herde ausbrechen um ein paar Schnappschüsse zu machen. Langsam verlassen wir den Weinort Durbach. Ebersweier grüßt die Läuferschar. Zuschauer mit der badischen Fahne und einem kleinen Silvesterfeuerwerk begrüssten uns auf der Strecke. Bei Windschläg-Breitfeld überquerten wir die B3. Diesmal hatten wir Läufer Vorrang vor dem Straßenverkehr. Die Polizei stoppte den Verkehr, damit wir die Bundesstraße gefahrlos überqueren konnten. Ratlos mit fragenden Augen saßen einige Autofahrer in ihren Fahrzeugen. Sie sahen uns an, als kämen wir von einem anderen Stern oder betrachteten uns vielleicht als eine Fatamorgana ???

In Windschläg und Willstätt empfingen uns begeisterte Fans. Dazwischen war aber noch der Verpflegungsstopp in Windschläg. Ca 5 Minuten hatten wir Zeit uns zu stärken. Hier ein ganz herzliches Dankeschön an die vielen Helfer ohne sie hätten wir keine so gute Streckenverpflegung gehabt und hätten alles selber im Rucksack mitschleifen müssen. Ihnen setzte das Wetter mehr zu als uns. Durch´s Laufen hatten wir schön warm. Davon konnten die Helfer nur Träumen. Der Pfiff der Trillerpfeife erinnerte uns wieder daran, dass wir nicht nur zum Essen und Trinken sondern vor allem zum Laufen da waren. Langsam merkte auch das Wetter, dass  wir für einen guten Zweck unterwegs waren. Es belohnt uns sogar mit Sonnenschein. Dieser musste allerdings noch bis Neumühl warten – aber er war da. Ach ja, in Neumühl gab´s für uns natürlich wieder was zum Futtern, wir sollten ab hier schliesslich noch weiter nach Strasbourg laufen. Je weiter wir nach Kehl / Strasbourg kamen, je schöner wurde das Wetter. Im Sonnenschein liefen wir durch´s Kehler Hafengebiet, um dann die Europabrücke zu erreichen. Zur linken Seite von uns strahlte die Mimrambrücke und zur Rechten die Eisenbahnbrücke im Sonnenschein. Strasbourg lag vor unseren Füssen. Begleitet von der Gendarmerie  Municipale  ( Gemeindepolizei, sie untersteht dem Bürgermeister ) bekamen wir eine kleine Stadtführung. Dann war es soweit. Die Gendarmerie Municipale machte uns den Weg zum Weihnachtsmarkt frei. Jesus wich das Meer und uns die Weihnachtsmarktbesucher. Erstaunt, begeistert, fragend sahen sie uns an, wichen nach rechts und links – die Menschenmassen öffneten sich wie ein Reisverschluss in dessen Mitte wir waren, wir die in Durbach gestartet waren um den Weihnachtsmarkt Strasbourg zu erreichen. Ein Vertreter der Stadt Strasbourg freute sich, dass so viele Läufer für einen guten Zweck unterwegs waren und ausgerechnet Strasbourg als Ziel des Laufes ausgesucht hatten. Glücklich standen wir im Innenhof des Palais Rohan auch Rohan-Museum genannt. Wir lauschten den Worten des Vertreters der Stadt Strasbourg und denen von Rudolf. Danach gings zu den Kleiderbeuteln, die von vielen fleissigen Helfern im Innenhof aufgereiht waren. Kleidersuchen, umziehen und dann zum Bus – die „Heimfahrt“ antreten. Zum Abschluss trafen wir uns alle in der Halle in Ebersweier. Unter allen anwesenden Teilnehmern wurden zahlreiche Preise verlost. Somit gingen manche mit mehr Sachen heim, als sie gekommen waren. Dann kam die große Freude. Der Spendenscheck wurde übergeben. Stolze 3000 Euro sind zusammen gekommen, die der Förderverein für krebskranke Kinder erhält. Also wenn´s mal zwickt, denkt einfach an die armen Kinder, die sich freuen würden, wenn´s nur ein Zwicken wäre.

Ein Dankeschön an euch – für´s Mitlaufen und Spenden, ein Dankeschön an alle Sponsoren und an die vielen fleissigen Hände im „Hintergrund“ und ein herzliches Dankeschön an Rita und Alfons Schmieder und an laufendhelfen.de ( Brititte u. Rudolf Mahlburg) – Durch das sehr gute Zusammenspiel wurde es wieder ein sehr schöner Lauf.
Die Bilder vom Lauf findet ihr HIER

Sonntag, 11. Dezember 2011

10 Jahre Eisweinlauf

Schon 10 Jahre gibt es ihn, den Eisweinlauf. Darauf können Brigitte und Rudolf Mahlburg, die "Erfinder" des Laufes schon stolz sein. Stolz sein darf auch ich, auf mich, ohne zuviel Eigenlob zu verteilen. Schon 9 Mal bin ich mit dabei, auf dem Weg von Offenburg nach Baden-Baden. Ich habe in diesen 9 Jahren nicht nur die Höhen und Tiefen des Schwarzwaldes sondern auch meine Eigenen selbst und intensiv erfahren dürfen. Aber, nach dem Lauf ist vor dem Lauf, so kam es, dass ich jedes Jahr von Neuem wieder mit dabei war. 2003 startete ich noch mit einer kleinen, überschaubaren Gruppe. Die Teilnehmerzahl war damals noch auf 50 Läufer-/innen beschränkt. Damals waren die Gps Uhren noch nicht so weit verbreitet. So kam es, dass ich bei meinem ersten 65km Lauf 69 km laufen durfte. Von Jahr zu Jahr stieg die Teilnehmerzahl kontinuierlich an. Es entwickelte sich eine wunderbare Eigendynamik, der Lauf wurde zum Selbstläufer, was jedoch ohne das großartige Engegement von Rudolf und Brigitte nie möglich gewesen wäre. Von Jahr zu Jahr lernte ich immer wieder neue Läufer kennen. Ich traf auch immer wieder "Altbekannte" so entwickelten sich richtige Lauffreundschaften, die bis heute noch anhalten. Dieses Jahr war es dann soweit. Der 10 Eisweinlauf stand vor der Tür. Die Tage zuvor regnete es "Bindfäden", die auch am Laufmorgen selbst nicht abzuschneiden waren. Um 07.00 Uhr saßen wir noch zu viert im Cafe Dreher in Offenburg und genossen einen wohl duftenden Kaffee vor dem Lauf. Immer noch regnete es in einem fort. Zum 10. Eiweinlauf Regen, nein das kann doch nicht sein. Wir waren sehr optimistisch, währende des Laufes nicht all zu nass zu werden. Pünktlich um 08.00 Uhr war es dann soweit. Stadtrat Böhm, als Vertreter der Stadt Offenburg begrüsste uns gekonnt und mit viel Humor und wünschte uns einen guten Lauf. Wir fingen an zu laufen und der Regen hörte auf uns zu nässen. Es wurde ein wunderschöner Laufsonntag. Für Brigitte musste es ja ein Genuss gewesen sein, denn niemals zuvor liefen ihr so viele Männer hinterher, wie an diesem Morgen. Souverän führte sie die Schar von 110 Ultras über den Ortenauer Weinpfad nach Baden Baden. Während bei den üblichen Ultras die Teilnehmerzahl mit Zunahme der Kilometer schrumpft, steigt diese beim Eisweinlauf kontinuierlich an. Dieses Jahr kamen wir mit 200 Teilnehmern in Baden-Baden auf dem Weihnachtsmarkt an. In Offenburg bedeckten Wolken uns die Sicht auf die Rheinebene. Je weiter wir dem Ortenauer Weinpfad folgend Richtung Baden-Baden unterwegs waren, je schöner wurde die Aussicht in die Rheinebene. Sogar die Vogesen konnten wir sehen. "Tausende fleissige Hände" werkelten im Hintergrund und sorgten dafür, dass wir unterwegs nicht hungern und dursten mussten und an 5 Versorgungsstationen ausgezeichnet verpflegt wurden. Wir besichtigten das von Oberkirch und Offenburg eingerahmte, am Fusse des Schwarzwaldes gelegene Durbach, genossen die Aussicht von Schloss Staufenberg, bewunderten das romantisch gelegene Oberkirch, den italienischen Flair von Klein Venedig in Kappelrodeck, verpflegten uns vorzüglich im Weinörtchen Sasbachwalden, lernten die Burg Windeck kennen, stärkten uns zur letzten Etappe in Neuweier und freuten uns riesig auf den Weihnachtsmarkt in Baden-Baden. Oder freuten wir uns mehr über den Glühwein und Dambedei oder einfach nur dass wir es geschafft hatten???? Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten. Mir wurde es vor, während und nach dem Lauf nie langweilig. Ich genoss den Lauf, die Landschaft, die netten Unterhaltungen auf der Strecke und freute mich, dass Horst mit dabei war. Er konnte alles geniessen nur nicht die herrlichen Ausblicke, die wir hatten. Für mich war es nicht nur ein Lauf für Behinderte Menschen sondern ein Lauf mit einem behinderten Menschen. Horst leidet an der Makulardegeneration. Sein Sehzentrum ist komplett zerstört, am äußeren Rand kann er noch Hell und Dunkel unterscheiden. Sein Sehvermögen liegt unter einem Prozent. Ich bewundere Horst, dass er trotzdem den Mut hat, eine solche Distanz zu laufen. Er möchte durch sein Laufen beweisen, dass auch behinderte Menschen, anderen Behinderten helfen können. Horst und mir gings beim Lauf und heute einen Tag danach sehr gut. Wie man einen Blinden laufend begleitet, darüber schreibe ich einen extra Bericht. Brigitte führte uns mit sehr angenehmer Laufgeschwindigkeit über den Ortenauerweinpfad. Ein herzliches Dankeschön an euch, Brigitte und Rudolf, dass ihr es wieder geschafft habt, so viele Läufer zu motivieren, für behinderte Menschen zu laufen und dass ihr es abermals geschafft habt, die "tausende" fleissigen Helfer zu motivieren uns vor, während und nach dem Lauf bestens zu versorgen. Ein Dankeschön auch an das Rote Kreuz und die Polizei, die für die Sicherheit von uns sorgten.
Der 10. Eisweinlauf war nicht nur ein Rekord der Teilnehmerzahl sondern auch ein Spendenrekord. 10 Tausen Euro kamen zusammen, die gleichmässig an die beiden Sozialpartner "benni-und-co" sowie der Lebenshilfe zu Gute kamen.
Und wie gesagt, nach dem Lauf ist vor dem Lauf - also seh´n wir uns nächstes Jahr beim 11. Eiweinlauf von Offenburg-nach-Baden-Baden wieder.