Diese Woche hörte ich eine gute Antwort auf meine Frage: Wie geht es Dir? Die Antwort: Wenn ich morgens nach dem Aufstehen mich nicht zusammenbauen muss und ohne Rollator weggehen kann, dann geht’s mir gut. Darum denke ich immer, wenn´s mal zwickt, es gibt Menschen, die froh wären, wenn´s nur zwicken würde. Dazu gehören auch die krebskranken Menschen und hier vor allem auch die Kinder. Diesen Kindern und hier dem Förderverein für krebskranke Kinder widmen seit 28 Jahren Rita und Alfons Schmieder ihr soziales Engagement. Damals machten eine handvoll Läufer mit Alfons und Rita einen Trainingslauf vom romantischen Weinort Durbach zur Europametropole Strasbourg. 30km wollten sie laufen und den krebskranken Kindern helfen. Der Lauf Durbach-Strasbourg war geboren. Die Idee laufen und dabei zu helfen zog viele in ihren Bann. Heute hört die Teilnehmerliste bei 300 Teilnehmern noch lange nicht auf.
Nasskalt war´s heute morgen, als ich mich von Freistett auf den Weg nach Durbach machte. In der Höhe von Renchen fiel Schneegraupel vom Himmel. In Durbach schneite es sogar ein wenig. Aus allen Ecken Deutschlands, der Schweiz und sogar aus China kamen sie, um einen 30km Sonntagmorgenlauf zu Gunsten der krebskranken Kindern zu absolvieren. Dick eingepackt saßen die Helfer wie Hühner auf der Stange um uns eine reibungslose Anmeldung zu garantieren. Rita auf der anderen Seite stand fast verdeckt hinter einen übergroßen Milchkanne – gefüllt mit feinem heissen Tee – und wärmte sich die Hände daran. Am liebsten hätte sie die Kanne umarmt – aber wir Läufer wollten auch was von dem Tee abhaben. Die Presse war mit Fotograf und Berichtschreiberin da, wurstelten sich durch die immer größer werdende Läuferschar und erhaschte sich hier und da ein Interview. Mit eingezogenem Genick, die Arme vor der Brust verschränkt und die Hände unter den Achselhöhlen versteckt standen wir da – auch ich – um uns vor dem Auskühlen zu schützen. Es war Arschkalt – obwohl es an dessen Stelle heute eigentlich gar nicht kalt war. Aber so heißt der Spruch eben.
Nach dem Anmelden genoss der Eine oder Andere noch einen warmen Tee, die kleine Kleidertasche noch schnell im Lkw verstaut, dann konnte es losgehen. Es wurde viel geredet, gelacht und gefachsimpelt und dann war´s endlich soweit. Der Startschuss viel. Schnell in der Mitte des Läuferfeldes einreihen, da wird man von den äußeren Läufern vorm Wetter geschützt. Das reichte mir mindestens so lange, bis ich auf „Betriebstemperatur“. In moderatem Tempo setzte sich langsam aber stetig der Tross von über 300 Läufern in Bewegung, immer dem Kommando von Rolf ( Rudolf Mahlburg ) und der Trillerpfeife von Horst ( Horst Spitzmüller ) folgend. Michael ( Michael Volz ) wetzte immer von vorne nach hinten und wieder nach vorne um all seine Schäfchen zusammen zu halten. Er erinnerte mich immer an einen Border-Collie, welcher auch immer bestrebt ist, die Herde zusammen zu halten. Michael hat so bestimmt seine Strecke um 10km erweitert. Das Lauftempo war gerade richtig um hier und da mal ein kleines Schwäztchen zu halten oder einfach nur den anderen zuhörend mit zu laufen. Zwischendurch durfte ich aus der Herde ausbrechen um ein paar Schnappschüsse zu machen. Langsam verlassen wir den Weinort Durbach. Ebersweier grüßt die Läuferschar. Zuschauer mit der badischen Fahne und einem kleinen Silvesterfeuerwerk begrüssten uns auf der Strecke. Bei Windschläg-Breitfeld überquerten wir die B3. Diesmal hatten wir Läufer Vorrang vor dem Straßenverkehr. Die Polizei stoppte den Verkehr, damit wir die Bundesstraße gefahrlos überqueren konnten. Ratlos mit fragenden Augen saßen einige Autofahrer in ihren Fahrzeugen. Sie sahen uns an, als kämen wir von einem anderen Stern oder betrachteten uns vielleicht als eine Fatamorgana ???
In Windschläg und Willstätt empfingen uns begeisterte Fans. Dazwischen war aber noch der Verpflegungsstopp in Windschläg. Ca 5 Minuten hatten wir Zeit uns zu stärken. Hier ein ganz herzliches Dankeschön an die vielen Helfer ohne sie hätten wir keine so gute Streckenverpflegung gehabt und hätten alles selber im Rucksack mitschleifen müssen. Ihnen setzte das Wetter mehr zu als uns. Durch´s Laufen hatten wir schön warm. Davon konnten die Helfer nur Träumen. Der Pfiff der Trillerpfeife erinnerte uns wieder daran, dass wir nicht nur zum Essen und Trinken sondern vor allem zum Laufen da waren. Langsam merkte auch das Wetter, dass wir für einen guten Zweck unterwegs waren. Es belohnt uns sogar mit Sonnenschein. Dieser musste allerdings noch bis Neumühl warten – aber er war da. Ach ja, in Neumühl gab´s für uns natürlich wieder was zum Futtern, wir sollten ab hier schliesslich noch weiter nach Strasbourg laufen. Je weiter wir nach Kehl / Strasbourg kamen, je schöner wurde das Wetter. Im Sonnenschein liefen wir durch´s Kehler Hafengebiet, um dann die Europabrücke zu erreichen. Zur linken Seite von uns strahlte die Mimrambrücke und zur Rechten die Eisenbahnbrücke im Sonnenschein. Strasbourg lag vor unseren Füssen. Begleitet von der Gendarmerie Municipale ( Gemeindepolizei, sie untersteht dem Bürgermeister ) bekamen wir eine kleine Stadtführung. Dann war es soweit. Die Gendarmerie Municipale machte uns den Weg zum Weihnachtsmarkt frei. Jesus wich das Meer und uns die Weihnachtsmarktbesucher. Erstaunt, begeistert, fragend sahen sie uns an, wichen nach rechts und links – die Menschenmassen öffneten sich wie ein Reisverschluss in dessen Mitte wir waren, wir die in Durbach gestartet waren um den Weihnachtsmarkt Strasbourg zu erreichen. Ein Vertreter der Stadt Strasbourg freute sich, dass so viele Läufer für einen guten Zweck unterwegs waren und ausgerechnet Strasbourg als Ziel des Laufes ausgesucht hatten. Glücklich standen wir im Innenhof des Palais Rohan auch Rohan-Museum genannt. Wir lauschten den Worten des Vertreters der Stadt Strasbourg und denen von Rudolf. Danach gings zu den Kleiderbeuteln, die von vielen fleissigen Helfern im Innenhof aufgereiht waren. Kleidersuchen, umziehen und dann zum Bus – die „Heimfahrt“ antreten. Zum Abschluss trafen wir uns alle in der Halle in Ebersweier. Unter allen anwesenden Teilnehmern wurden zahlreiche Preise verlost. Somit gingen manche mit mehr Sachen heim, als sie gekommen waren. Dann kam die große Freude. Der Spendenscheck wurde übergeben. Stolze 3000 Euro sind zusammen gekommen, die der Förderverein für krebskranke Kinder erhält. Also wenn´s mal zwickt, denkt einfach an die armen Kinder, die sich freuen würden, wenn´s nur ein Zwicken wäre.
Ein Dankeschön an euch – für´s Mitlaufen und Spenden, ein Dankeschön an alle Sponsoren und an die vielen fleissigen Hände im „Hintergrund“ und ein herzliches Dankeschön an Rita und Alfons Schmieder und an laufendhelfen.de ( Brititte u. Rudolf Mahlburg) – Durch das sehr gute Zusammenspiel wurde es wieder ein sehr schöner Lauf.
Die Bilder vom Lauf findet ihr HIER
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