Montag, 13. Juli 2009

Nachtlauf 2009




Es ist schon etwas eigenartiges, nachts zu laufen, wenn andere schlafen, aber es geht, es geht sogar sehr gut. Solange du in Bewegung bist hat die Müdigkeit keine Chance, und wenn´s doch mal passiert, dann geht das Schlafen auch während des Laufen. Aber dieser Nachtlauf wäre ja viel zu schade gewesen um zu schlafen. Pünktlich 22.00 Uhr setzte sich eine ganze Schar von Läufern am Hauptbahnhof Baiersbronn in Bewegung um durch die Nacht laufend irgendwann mal am anderen Morgen das Strandbad in Sandweier zu erreichen. Mit Warnwesten, Leuchtstreifen und Leuchtstäben waren wir gut gerüstet, die Nacht sicher zu durchlaufen. Einige Bewohner der tangierten Ortschaften und ein paar Nachtschwärmer trauten ihren Auge nicht - ist der leuchtende, laufende Lindwurm echt oder nur eine Illusion? Wir wussten des Rätsels Lösung: der war echt. So zogen wir Stunde für Stunde durch die Nacht. Wir durchstreiften Hutzenbach, Forbach, Bermersbach, Weisenbach, Schloss Favorit Rastatt. Wir hatten viel zu reden, lachen und "fachsimpeln" und dann war es da, das Strandbad Sandweier - unser Ziel. Um 08.10 Uhr des anderen Morgen war der Nachtlauf schon zu ende. Hervorragend organisiert und verpflegt wurden wir vom Helferteam von laufendhelfen.de und von Brigitte und Rudolf Mahlburg. Mit einem ausgiebigen Frühstück liesen wir den Nachtlauf 2009 ausklingen.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Der 100km Lapland-Ultra Lauf....










...fand dieses Jahr zum 11. Mal im kleinen Ort Adak statt. Adak mit seinen rund 170 Einwohnern hat weitaus mehr Stechmücken und Bremsen. Die An- und Rückreise nahmen mehr Zeit in Anspruch als der gesamte Lauf. 2 Tage war die Anreise und 18 Std. die Rückreise. Zeitlich gesehen war da der 100er ein Klacks. Extra für diesen Lauf hatten wir uns T-Shirts anfertigen lassen. Vorne der Elch und 100km Laplandultra und hinten auf schwedisch "mit Ruhe und Gelassenheit". Dies war auch unser Motto vor und während des Laufes. Die Tage vor und nach dem Lauf bestanden überwiegend aus warten, schlafen, am Flugplatz einchecken, auschecken, wieder einchecken und wieder auschecken. Unsere Verpflegung am Flugplatz und später waren Dosenbier, Chips, Erdnüsse, Schokolade und soll nicht als beispielhafte Läufernahrung zählen. In Malå und Adak haben wir uns zu den Hauptmahlzeiten natuerlich mit Elch- und Rentierfleisch, Kartoffeln, Muesli, Kaffee und weiteren Leckereien ernährt. Unser Pizzarestaurant in Malå gab es auch noch. Es war fuer mich die bisher einzige Pizzeria, der das normale Bier und die Pastagerichte ausging. So mussten wir dort das Bier trinken, welches uns der Wirt anbot und anstatt Pasta gab´s Pizza - klingt ja so ähnlich. Am Lauftag selbst machten wir uns mittags um 15.00 Uhr auf den Weg nach Adak. Die Start-Nummernausgabe erfolgte wieder in dem kleinen Wäschehäuschen. Die Unterhaltung erfolgte in der schwedischen Landessprache oder auf englisch. Auf den ersten Blick wirkte alles noch etwas verschlafen. Von einem internationalen Laufevent war noch nichts zu spueren - wie nach unserem Motto - mit Ruhe und Gelassenheit. Wer glaubt, wie in Biel tausende Läufer zu treffen, der irrt gewaltig. Insgesamt waren rund 53 Starter aus Deutschland, Finnland, Schweden und Japan angemeldet. Dementsprecchend ruhig ging es auch bei den Vorbereitungen zu. Nachdem jeder seine Startnummer abgeholt hatte, wurde das Nachtlager errichtet, auf welchem wir dann am Tag nach dem Lauf uns ausruhen konnten. Jeder legte sich da nieder, wo gerade Platz war. Ausreichend, köstlich und guenstig wurden wir von der schuleigenen Kantine verpflegt. Es gab genuegend Kaffee, Bier, Sprudel, Cola, Fanta, Rentier-, Elch-, Schweinefleisch, Kartoffeln, Brote, Salate und Fruchtsäfte - also fuer jeden Etwas. Kurz vor dem Start fand eine kleine Feier im Schulhof statt. Eine kleine Gruppe einheimischer Künstler sang in ihrer Landessprache einige Lieder. Uwe musste auf schwedisch dem Publikum und dem Veranstalter erklären, warum Genussläufer einen 100km Lauf machen. Seine Geschichte wurde mit viel Applaus belohnt. Mittlerweile war fast die ganze Einwohnerschaft von Adak versammelt um dem Event des Jahres, dem Laplandultra beizuwohnen. Langsam gesellte sich der Mann mit einer sturmgewehränlichen Waffe am Strassenrand zu den Moskitos. Es war kein Großwildjäger sondern das sichere Zeichen, dass der Startschuss bald fällt. Langsam und mit Ruhe treffen die ersten Läufer im Startbereich ein. Dort trafen wir wieder den Japaner und den Bayer aus Aschaffenburg, die wir vom letzten Jahr schon kannten. Zwei Schwaben und ein weiterer Bayer gesellten sich zu uns. Punkt 18.00 Uhr wurden wir auf die Strecke geschickt. Nun lagen sie vor uns - 100km im Norden Schwedens im südlichen Teil von Lapland. Die ersten 8 km folgten wir der asphaltierten Strasse. Dann befanden wir uns bis km 57,8 auf gut befestigten und breiten Waldwegen auf denen wir quasie "morgens schon sehen konnten, wer abends kommt". Gemächlich zogen wir des Weges. Jeder überholte irgend wann mal jeden und an den Versorgungspunkten traf man sich meistens wieder. Nach einer kurzen Stärkung und einem gemütlichen Plausch gings dann wieder weiter - aber nicht bevor man sich mit Anti-Mücken-Mitteln von oben bis unten eingerieben hatte. Solange man in Bewegung war hatten die Viecher keine Chance einen anzupieksen, nur an den Versorungspunkten beim Verpflegen oder beim Pinkeln nutzten die Viecher unsere Wehrlosigkeit gnadenlos aus. Für die muss es ja ein Mekka gewesen sein, ausser Rentier- und Elchblut auch mal frisches Menschenblut auf dem Speiseplan zu haben. So lief jeder in seinem Rhythmus seinen Weg. Katrin, Bernd, Jan und Renate walkten auf der Strecke, Katharina folgte mir und Horst dicht auf den Versen und Uwe eilte dann ab km 55 voraus. Am Verpflegungspunkt km 58 trafen wir Horst das letzte mal, dann eilte er uns davon. Ab dort liefen Katharina und ich zusammen. Nun waren es noch rund 42km auf einer breiten Teerstrasse. Abgelenkt wurden wir während des Laufens - es mischte sich mehr das Walken dazu - durch die herrlichen Anblicke, die uns die aufgehende Sonne bot. Der Horizont färbte sich rosa, ein weiches Rosa, das sich in den Seen wiederspiegelte und auch teilweise die Bäume des Waldes einfärbte. Bei km 81 trafen wir Uwe das letzte mal, er beendete dort seinen Lauf. Katharina und ich zogen weiter des Weges - dem Ziel entgegen. Irgendwann walkten wir immer öfter und wir stellten fest, dass wir noch unter 15 Std. im Ziel sein werden. Zwischen km 85 und 90 begleitete uns im Wald eine Rentierherde ein Stück des Weges. Auch eine Rentiermutter mit einem Jungen kreuzte unsere Laufstrecke. Inzwischen hatte uns ein Läufer aus München eingeholt. Er war nicht wirklich schneller als wir, aber wir waren froh, als er weg war. Er nörgelte ständig über die langen Geraden und vorallem über diese "greisslichen Viechern". Inzwischen gesellte sich unsere Müdigkeit zu uns. Dies nahmen wir aber nicht so wahr, da das Ziel in "unmittelbarer" Nähe vor uns stand. Die Sonne hatte sich schon weit über den Horizont geschoben und es war unverkennbar, dass es bald sehr heiss werden würde. Die Kühle der "Nacht" entschwand langsam -aber das kümmerte uns nun wenig, da wir das km 99 Schild bereits hinter uns gelassen hatten. Die letzten Metern joggten wir dem Ziel entgegen. Die ganze Anstrenung der "Nacht" löste sich, ein Glücksgefühlt stellte sich ein und ich konnte mir wie letztes Jahr die Freudenstränen nicht verkneifen - Katharina hatte auch welche. Es war klasse, wir hatten es geschafft. 100km durch den Norden Schwedens in einer Nacht, die keine war, in der man keine Warnweste und keine Stirnlampe brauchte aber im Gegensatz zu uns anfangs sehr viel Anti-Mückenspray. Glücklich und zufrieden gingen wir in unsere Unterkunft. Nach einer kleinen Ruhepause frühstückten wir ausgiebig. Der Tag nach dem Laufen war geprägt von vielem Schlafen, dösen, essen und mittags gabs ein Bier zur Belohnung. Horst, der fast erblindete Läufer zeigte es uns Sehenden. Nach nur 13:10 Std. erreichte er schon das Ziel. Katharina und ich waren in 14:20 Std. angekommen. Uwe erreichte die Marke 81,6km nach nur 11:13 Std., Jan und Renate die 38,2km Marke nach nur 8:13 Std., Bernd die 57,1km und Katrin die 33,2km Marke. Am Sonntag wanderte ich mit Horst und zeigte ihm die Umgebung um unsere Hütten - ansonsten hatten wir am Sonntag viel gefaulenzt. Am Montag auf Dienstag war dann schon wieder die Heimreise angesagt. Die ganze Woche hatten wir tagsüber Sonnenschein mit bis zu 30 Grad und abends "kühle" 14-16 Grad. Und wir hatten nie Stress oder Hektikt. Es ging alles nach unserem Motto: Mit Ruhe und Gelassenheit.
Fotos unter: www.picasaweb.google.de/genusslauf